In der Keynote werden zentrale Thesen der Konzepte von Diversität, Differenz, Inklusion und Equity dargestellt und einer kritischen Betrachtung unterzogen. Welches sind ihre jeweiligen Stärken und Schwächen, welche Probleme, strukturellen Diskriminierungen nehmen sie wahr, welche bleiben aussen vor? Das heisst unter anderem danach fragen, welche Phänomene/Aspekte sind mit dem Begriff der Diversität gefasst, welche nicht oder nur am Rande? Welches Verständnis geht mit dem Begriff der Differenz einher und welches mit Gleichheit? Und welche Grenzen sind damit verbunden? Und schliesslich: Warum wird neuerdings von manchen der Begriff der Inklusion, von anderen der der Equity (Gerechtigkeit/Billigkeit) als weitere notwendige Ergänzung stark gemacht? Auch wird es um die Darstellung der normativen Schritte, Einsichten und Erkenntnisse gehen, die mit diesen Begriffen verbunden sind sowie um die Frage des Verhältnisses von Gender und Diversity. Ist Geschlecht im Begriff von Diversität genügend aufgehoben oder braucht es nach wie vor eine besondere Benennung der Geschlechterthematik? Normativer Ausgangspunkt ist, dass Diversität alle Formen von Diskriminierung, Hierarchisierung, Macht- und Herrschaftsverhältnissen gleichermassen umfassen und erfassen muss und dass Priorisierungen zwischen den verschiedenen Formen nicht generell, sondern fall- und kontextspezifisch vorgenommen werden müssen. Gesellschaftstheoretisch heisst dies, von einem konstitutiven Zusammenhang der gegenwärtigen Diskriminierungsformen auszugehen und eine intersektionale bzw. multidimensionale Analyseperspektive einzunehmen. Ziel des Beitrags ist es, eine theoretische und begriffliche Grundlage zu bieten, um gemeinsam das Verständnis dieser Begriffe und Konzepte weiter zu schärfen sowie die unterschiedlichen Vorstellungen, Wissensbestände und Erfahrungen zusammenzuführen, um die Probleme, die es zu lösen gilt, sowohl theoretisch als auch empirisch weiter ausloten zu können.
Prof. Dr. em. Andrea Maihofer
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The keynote will engage central theses of the concepts of diversity, difference, inclusion and equity and subject them to critical examination. What are their respective strengths and weaknesses, what problems and forms of structural discrimination do they perceive, which ones are left behind? Among other things, this means asking which phenomena/aspects are covered by the concept of diversity, which are not, and which are only marginally dealt with. Which understandings go along with the concept of difference and which ones with equality? Where are the limitations? And finally, why have some recently been promoting the concept of inclusion, while others are championing equity as a necessary complement? The keynote will also present the normative steps, insights and findings associated with these concepts, as well as the relationship between gender and diversity. Is gender sufficiently included by the term “diversity” or is it still necessary to specifically designate gender issues? The normative starting point is that diversity must comprise and encompass all forms of discrimination, hierarchization, and power relations equally, and that prioritization between the various forms must not be general, but rather specific to case and context. In terms of social theory, this means assuming a constitutive connection between current forms of discrimination and adopting an intersectional or multidimensional analytical perspective. The aim of this contribution is to provide a theoretical and conceptual basis so that together, we can further sharpen the understanding of these terms and concepts and to bring together the different ideas, knowledge and experience in order to further explore the issues that need to be solved, both theoretically and empirically.